(z.T. aus der Festschrift zur 600 Jahrfeier)
Eintrag aus der Laubacher Schulkronik aus dem Jahre 1922 von Lehrer Rüdiger:
"Es ist althergebrachte Sitte der Laubacher Schulkinder, am 24. Dezember einen Umzug zu halten. Bisher waren die Buben und Mädchen immer fratzig vermummt dabei. Das älteste Schulmädchen wurde mit verschleiertem Gesicht, als alte Frau in langen Röcken, herumgeführt und sollte dergestallt das Christkind vorstellen. Dieser Aufzug, bei dem Speck, Eier und Geld eingesammelt werden, war bisher nicht weniger schön. Ich habe die Kinder veranlaßt, aus der Schulweihnachtskasse ein silberdurchwirktes, weißes Christkindkleid (Talarstoff für 7 Mark) zu kaufen, die Fastnachtsverkleidung wegzulassen und unter Absingen und Sprechen altgebräuchlicher Weihnachtsverse dem Umzug einen feierlichen und ästhetischen Anstrich zu geben. (Anklang an die Umzüge der Heiligen drei Könige in andren Gegenden)."
Viel verändert hat sich seit 1922 nicht, man hält sich an die bestehenden Regeln. Heute gehen nur die Mädchen in jedes Haus, egal ob es regnet, friert oder schneit. Alle Laubacher Kinder warten an Heilig Abend auf das Christkind, das ihnen die Geschenke überbringt, auch wenn es spät werden kann, und es hat sie bis heute nicht enttäuscht.
Da Laubach immer größer wurde, ist es vorgekommen, dass das Christkind erst sehr spät in den letzten Häusern bescheren konnte. Für manche Familien war daher der heilige Abend mit dem Warten auf das Christkind oft verdorben. Aus diesem Grund gehen seit 1972 zwei Christkinder durch das Dorf.
Die Mädchen treffen sich also an Heilig Abend gegen 16:00Uhr zum Anziehen. Die beiden Ältesten aus dem 8. Schuljahrgang (Konfirmandinnen) werden das Christkind und die anderen werden Engel. Das Christkind ist ganz in weiß gekleidet (oft wird das Brautkleid der Mutter angezogen), das Gesicht wird verschleiert (damit man es nicht erkennen kann), es trägt eine goldene Krone auf dem Kopf und eine kleine Ruhte in der Hand. Die Engel tragen ebenfalls ein langes weißes Kleid und haben goldene Flügel. So ziehen sie gegen 17:00Uhr von Haus zu Haus. Sind Erwachsene und große Kinder anwesend, singen sie ein Weihnachtslied und wünschen den Bewohnern ein frohes Weihnachtsfest. Sind aber kleine Kinder im Haus, werden das Christkind und die Engel in das Wohnzimmer geführt. Dort sagt dann das Christkind seinen Weihnachtsvers (das heute gekürzt vorgetragen wird):
"Guten Abend Kinderlein, Gott schickt mich vom Himmel rein. Warst du auch brav? Kannst du auch ein Gedicht aufsagen ober beten?".... Die meisten Kinder sprechen dann ein Gedicht. Das Christkind bedankt sich dann mit den Worten: "Das hast du aber lieb gemacht, d´rum hab ich dir was mitgebracht." und überreicht dann den Kindern die Geschenke, die die Eltern schon vor der Tür den Engeln übergeben haben. Wie auch beim Nikolaus kommt es hier mal vor, dass ein Frechdachs die Rute zu spüren bekommt. Ebenfalls bitten manche Eltern auch das Christkind, mit den Kindern mal zu schimpfen. Nachdem die Mädchen die Kinder beschert haben erhalten sie Geld, Apfelsinen oder Süßigkeiten. Am Ende des Rundganges werden dann die Spenden zu gleichen Teilen untereinander verteilt.
Siehe auch Artikel vom 29.12.2005 aus dem Giessner-Anzeiger