Der Gesangverein "Max von Schenkendorf" Laubach

(zum Teil aus der Festschrift zur 600 Jahrfeier und zu großen Teilen aus der Festbuch von 1965 verfasst von Dieter Wauch)

"Den theuren Manne nenn ich stracks und werde gern sein Preiser, das ist der Schenkendorf, der Max - der sang von Reich und Kaiser"!

Mit diesem Spruch begann Lehrer Rossel, der damalige Gründer unseres heutigen Gesangvereins, die Chronik des Chores. Am 29. Januar 1865 konnte er 30 Männer begrüßen, die bereit waren, einen Gesangsverein zu gründen. Ein 15-Punkte-Programm wurde durchgesprochen und festgelegt. Diese Paragraphen wurden vom damaligen Bürgermeister Maurer beglaubigt und dem Herzoglichen Amt zu Usingen vorgelegt. Am 7. März 1865 wurde dann von der dortigen Registratur mitgeteilt, dass gegen die Bildung eines Vereins auf Grund der vorgelegten Statuten nichts einzuwenden sei.

Folgende Personen unterzeichneten eigenhändig die von ihnen aufgestellten Paragraphen und trugen sich als Mitglieder ein:

I. Tenor:
Georg Orlopp, Hch. Ziemer, Hoh. Jakob Maurer, Philipp Velte, Hch. Herr, Conrad Maurer, Hch. Stamm, Conrad Mappes;

II. Tenor:
Conrad Maurer, Wilh. Maurer, Johannes Ziemer, Johannes Maurer, Hch. Wittmer, Hch. Nehl;

Baß:
Johannes Orlopp, Wilh. Bach, Conrad Schmidt, Conrad Butz, Philipp Wick, Conrad Sadoni, Conrad Schlott, Philipp Blum;

II. Baß:
Conrad Heubel, Gg. Maurer, Wilh. Ohly, Conrad Maurer, Peter Klein, Conrad Saltenberger, Conrad Born, Peter Ruß.

Zum Präsidenten (1. Vorsitzender) wurde durch Beschluß des Vorstandes, der sich aus dem Kassierer Conrad Heubel, den Stimmenvorstehern Johannes Orlopp, Hch. Wittmer und Joh. Jacob Maurer zusammensetzte, Bürgermeister Maurer ernannt. Sämtliche Mitglieder kamen damals überein, ihr jährliches Stiftungsfest am Gründungstag, dem 29. Januar zu feiern; fällt dieser Tag nicht auf einen Sonntag, so geschieht dies vor bzw. nach dem 25. Januar. Hierbei sollen gleichzeitig die Neuwahlen von Vereinsvorstehern für ein weiteres Jahr vorgenommen werden. Außerdem können neue Mitglieder eintreten, allerdings müssen sie, wie es in den Statuten festgelegt wurde, das 22. Lebensjahr erreicht haben und in gutem Ruf stehen.

Den Namen "Max von Schenkendorf" verdankt der Verein dem Freund unseres Gründers: Fritz Emminghaus, Sohn eines Usinger Amtsmanns.

28 Tage nach seiner Gründung sang erstmals der junge Chor zur Vermählung von Conrad Stamm in Grävenwiesbach und erntete großen Beifall. Ostern wurde noch zweimal aus dem gleichen Anlaß in der Kirche gesungen. Das erste öffentliche Fest veranstaltete der Verein am 18. Juni 1865 aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums der Schlacht bei Waterloo. Zwei Veteranen der denkwürdigen Schlacht nahmen auf Einladung des Vorstandes an dem Fest teil. Johannes Bangert von Laubach und Georg Bangert aus Naunstadt eröffneten den Festzug und wurden, mit ihren Feldzeichen geschmückt, unter schallender Musik auf offenem Wagen voraus gefahren. Ihnen folgten die Musikkapelle, der Gesangverein mit der nassauischen Fahne und die übrigen Festteilnehmer zum Festplatz, der sich auf der „Obersten Hecke“, dem so genannten Schießplatz, befand. Hier war alles festlich hergerichtet und eigens für die Veteranen ein Ehrenplatz bestimmt. Die Feier bestand aus Reden, Musikstücken, Liedern und Gesängen. Gesellige Unterhaltung und Tanz beschlossen das Programm. Von dem Reinerlös wurde dem bedürftigen Veteranen Georg Bangert etwas zuteil.

Am 20. August 1865 wirkte der Verein bei der Einweihung der neuen Schule mit. Zur Jahreswende sang man in der Silvesternacht das Neujahr im Dorfe an. Am 28. Januar 1866 feierten die Sänger das einjährige Bestehen im oberen Stock des Hauses des Kirchenvorstehers Maurer. Mit einem Jahresrückblick von Direktor A. Rossel, Liedern, lustigen Vorträgen und anschließendem Tanz wurde dieser Tag würdig begangen. Bei diesem Fest ist es im Jahre 1866 geblieben.

Am Sonntag, dem 15. Juni 1867 begab sich laut Vereinsbeschluss Lehrer Rossel mit dem Kassierer Heubel zu einem Goldsticker nach Hanau zwecks Anschaffung einer Fahne und entsprechender Vereinsabzeichen. 3 Wochen später bezahlte man für die Fertigstellung siebzig Gulden und für 36 Sängerzeichen 12 Gulden. Am Sonntag, dem 14. Juli 1867 wurde die Weihe der Fahne festlich begangen. Sieben von 18 Vereinen waren der Einladung gefolgt und wurden mit Musik abgeholt. Den Anfang des Festzuges bildeten neben dem Gesangverein von Grävenwiebach fünf Vorreiter. Ihnen folgten die Musikkapelle und der Gesangverein „Max von Schenkendorf“ mit der noch verhüllten Fahne, sowie weitere Vereine. Auf dem Festplatz in der Wiese des Mönstadter Wegweisers angelangt, sangen alle Vereine gemeinschaftlich das noch heute beliebte Bundeslied von Mozart „Brüder reicht die Hand zum Bunde“. Die Sängertribüne befand sich ebenso im Freien, wie links im Walde Tische, Bänke und Tanzboden. Direktor Rossel heilt die Fest- und Weiherede und schloss mit einem 15-versigen Fahnen - Weihespruch, in welchem die Bedeutung der Fahne niedergelegt war. Von dem Erlös dieses Festes wurden sämtliche Unkosten gedeckt, ja es blieben sogar noch rund 10 Gulden übrig. Schreiner Wittmer fertigte für die Fahne einen verschließbaren Kasten, in welchem auch noch anderes Inventar untergebracht werden konnte. Hierfür wurden knapp drei Gulden bezahlt.

Ein Jahr später, 1868, am Jahrestage der Fahnenweihe beerdigte man in Mönstadt einen ehemaligen Sänger von Laubach namens Georg Orlopp, der von einem Kirschbaum tödlich abgestürzt war. Die mit Trauerflor versehene Fahne wurde während des Singens über dem offenen Grabe gehalten. Am 4. Februar des Jahres 1869 wurde der hiesige Bürgermeister und gleichzeitige Präsident des Vereins, Maurer, zu Grabe getragen. Für ihn wurde später der Kassierer Conrad Heubel gewählt. Das alljährliche Stiftungsfest fiel wegen des Todesfalles aus. Im Jahre 1870/71 wurden nur Gesangstunden abgehalten, Feiern und Feste wurden wegen des ausgebrochenen Krieges zwischen Frankreich und Preußen nicht gehalten. Im selben Jahr, nämlich im August nahm Lehrer Rossel, der Gründer, Chorleiter und Chronist des Vereins Abschied von den Sängern, seinen Schülern und von der Gemeinde Laubach. Er wurde nach Schupach, Amt Runkel, versetzt und bat in der Chronik, ihm ein freundliches Andenken zu bewahren. Ab September wurde der Chor von Lehrer A. Haas in gleicher Weise weitergeführt, allerdings übernahm er auch noch den Vorsitz für den fortgezogenen Präsidenten Conrad Heubel. Doch schon zwei Jahre später wurde auch er versetzt und nun lagen die Geschicke des Vereins in Händen von Lehrer W. Ketter. Vom Jahre 1878 an bis 1883 war es etwas ruhiger um die Laubacher Sänger. Dann wurde nach einer Zusammenkunft der Mitglieder Philipp Velte als Präsident gewählt. Inzwischen kam schon wieder ein neuer Schulleiter hierher. Diesmal war es ein Lehrer Achtstein, der die Dirigentschaft des Chores übernahm. Doch auch hier ging es nicht lange gut. Durch verschiedene unangenehme Vereinsangelegenheiten sah sich der Chorleiter Lehrer Achtstein gezwungen, die Arbeit niederzulegen. Bis zum Jahre 1901 gelang es den Vereinsmitgliedern nicht, einen neuen Dirigenten zu finden. Dann aber kam Lehrer Bender an die hiesige Schule. Mit ihm kam auch neuer Schwung in den Verein und bald waren 34 Sänger aktiv tätig. Doch mit dem Gesang allein begnügte er sich nicht, sondern rief auch noch die Turnerei ins Leben. Hier waren es 18 Sänger, die sich als gute Turner auszeichneten. Von nun an nannte sich der Verein „Turn- und Gesangverein Max von Schenkendorf“. Verschiedene Turngeräte wurden angeschafft, ja es herrschte große Begeisterung nicht nur im Verein, sondern im gesamten Dorf.

Mittlerweile stieg die Zahl der Mitglieder auf 54 an. Sie machten es sich zur Aufgabe, Verschönerungen in der hiesigen Gemarkung zu treffen. So wurden zum Beispiel Ruhebänke aufgestellt und für die auf dem Kapellplatz durch einen gewaltigen Sturm umgerissene Linde eine neue gepflanzt. Am 22. August wurde diese Linde festlich geweiht; mehrere Vereine nahmen daran teil, so unter anderem die Turnvereine von Eschbach und Usingen. Lehrer Bender hielt eine Ansprache und sang mit den Kindern „Am Brunnen vor dem Tore“. Danach bewegte sich der Festzug durch das Dorf zum hergerichteten Turnplatz. Hier wurde gesungen und geturnt. Abends erreichte das Fest seinen Höhepunkt mit gestellten Pyramiden, den Abschluss bildete ein Feuerwerk. Ein Jahr später rief die Versetzung von Lehrer Bender nach Köln Bestürzung unter den Laubachern hervor. Wie sollte es nun weiter gehen? Der Schulraum, in dem die Gesangstunden abgehalten wurden, durfte auch nicht mehr benutzt werden. Doch im Jahre 1903 wurde nach kurzer Pause der Musiker Louis Becker aus Grävenwiesbach verpflichtet und Joh. Peter Launhardt stellte zum Preise von 1 DM die Stunde einen Raum zur Verfügung, in dem gesungen werden konnte. Ein Jahr später, 1904, veranstaltete der Verein in dessen Behausung ein weiteres Konzert, bei dem ein Reinertrag von 30,59 Mark heraussprang. Kurz danach wurde dem neu gewählten Bürgermeister Ruß ein Ständchen gebracht. Am 9., 10. Und 11. Juli 1904 veranstaltete man ein großes Sängerfest, an dem sich von 65 geladenen Vereinen 17 beteiligten. Der Festplatz befand sich in den Wiesen des Birlings und wurde von den Eigentümern kostenlos zur Verfügung gestellt. 260,93 Mark waren hierbei der Reingewinn. Im April erneuerte man auf Antrag von Präsident Karl Schnabel die Allee von der Stockheimer zur Kirchspieler Seite durch Ahornbäume, die mit Genehmigung der Gemeinde im Wald geholt werden durften. Im Jahre 1906 veranstalteten die Sänger einen Konzert- und Theaterabend im Vereinsokal Joh. Peter Launhardt, der 38 Mark und 85 Pfennig einbrachte. Ein weiterer Konzertabend erbrachte im Dezember desselben Jahres 39,41 Mark. In den nächsten vier Jahren geschah nichts Weltbewegendes, man besuchte die Gesangstunden, hielt Versammlungen ab und besuchte Fahnenweihen und sonstige Fest. Zu Anlässen wie Trauungen und Beerdigungen war die Beteiligung ebenso rege wie die Jahre zuvor.

Am 26. Februar 1914 waren zu der Generalversammlung sämtliche Mitglieder erschienen. Der wichtigste Punkt war die Festlegung der Feier zum 50jährigen Bestehen. Am 12., 13. Und 14. Juli fand das 50jährige Jubiläumsfest in den Wiesen mitten im Dorfe statt. Den Wirtschaftsbetrieb übergab man einem Usinger Unternehmen. Zur selben zeit wurde eine zweite Fahne angeschafft. Von einer Bonner Fahnenfabrik erwarben sie die Sänger zum Preis von 337,40 Mark zuzüglich 12,60 Mark für 18 blau-weiße Schärpen. Abzüglich aller sonstigen Unkosten blieb bei dem Fest noch ein Betrag von 61,25 Mark übrig. Kaum war das gut gelungene Fest vorbei, ertönte am 1. August 1914 der schreckliche Ruf „Krieg“ durch die Lande. Sieben Mitglieder des Vereins, darunter auch Lehrer Klärner, sowie weitere 6 Mann, die später unserem Chor beitraten, wurden eingezogen. Leider war der unter den Laubachern hochgeschätzte Lehrer Klärner im Felde geblieben, er starb am 15. September 1915. Durch den verhängnisvollen Weltkrieg ruhte der Verein 5 Jahre lang.

Im November 1919 versammelten sich die Sänger bei Gastwirt Jakob Moses, um die Arbeit wieder aufzunehmen. Als Chorleiter gewann der Verein Lehrer Alt aus Gemünden. Für den langjährigen Präsidenten Karl Schnabel, (er zeichnete verantwortlich vom Jahre 1901 bis zum ersten Weltkrieg), wurde Wilhelm Stamm gewählt. Ostern 1920 wurde wieder ein Konzert- und Theaterabend gegeben. „Die Räuber auf Maria Kulm“, ein Schauspiel in 5 Aufzügen, sowie ein Luststück „Der falsche Verdacht“ brachten 886,15 Mark ein. Die Pechsträhnen mit den Dirigenten hörte nicht auf. Lehrer Alt wurde zu Anfang des Jahres 1920 nach Wehrheim versetzt. Doch bald konnten die Gesangstunden wieder fortgesetzt werden. Diesmal war es Friedrich Müller aus Gemünden, der den Chor übernahm und so konnte im August 1921 die Einweihung des Kriegerdenkmals durch drei Lieder feierlich umrahmt werden. Ein Jahr später kam Lehrer Rüdiger nach Laubach. Er übernahm nun die Dirigentschaft, nachdem sein Vorgänger freiwillig verzichtet hatte. Im letzten Inflationsjahr 1923 erhöhte man den Beitrag auf 10 Mark monatlich, so verwundert es nicht, dass Ende des Jahres die Einnahmen über 13.000 Mark betrugen. Im Jahre 1924 wurde das Vereinsmitglied Georg Maurer zum Bürgermeister gewählt; daß ihm ein Ständchen gebracht wurde, gehörte natürlich zur größten Selbstverständlichkeit. Im Übrigen wurden in diesem Jahr kaum Gesangstunden gehalten, da durch die Arbeitslosigkeit der größte Teil der Sänger Laubach verließ, um irgendwo Arbeit zu suchen. Ab Januar 1926 ging es wieder bergauf. Von den alten aktiven Mitgliedern waren noch vier übrig geblieben. Karl Vetter wurde zum Präsidenten gewählt. So hielt man zunächst mit 16 Mann Gesangstunde. Ein Preiskegeln mit anschließendem Tanz füllte die Kasse ein wenig auf und so wurde zu Pfingsten ein 2-tägiger Ausflug an das Niederwald – Denkmal unternommen. Im weiteren Verlauf des Jahres 1926 gab es zwischen Lehrer Rüdiger und jugendlichen Vereinsmitgliedern Differenzen. Der Chorleiter legte sein Amt nieder, blieb aber weiterhin Mitglied. Mit dem Musiker Adolf Müller aus Emmershausen besuchte der Verein mehrere Sängerfeste und nahm auch an der Glockenweihe in Grävenwiesbach teil. 1927 veranstaltete der Verein einen Kappenabend, welcher von vielen auswärtigen Jugendlichen besucht wurde.

Zu Anfang des Jahres 1928 wurden Vorbereitungen für das geplante Sängerfest vom 9. Bis 11. Juni 1928 getroffen. 75 Vereine, größtenteils Gesang- und Sportvereine, wurden hierzu eingeladen. So fuhr der aktive Sänger Willi Uhrig  mit seinem Vierergespann am 5. Juni mit 4 Männern nach Mönstadt, um einen Tanzboden zu holen. Nach reichlichem Apfelweingenuss verließ man Gastwirt Velte, bei dem der Tanzboden aufgeladen worden war. Übermütig fuhren die 5 Mann den Burgshardt in Mönstadt herunter und so passierte was kommen musste: Der voll geladene Wagen entgleiste und kippte um! Da nutzten keine dummen Gesichter und großen Augen, sondern es musste fleißig zugepackt werden. Das Fest selbst jedoch verlief ohne Hindernisse! Der Wirtschaftsbetrieb wurde in eigener Regie durchgeführt. Im selben Jahr wurde noch das Sängerfest in Rod an der Weil, das Feuerwehrfest in Grävenwiesbach und das Kriegerfest in Niederlauken besucht. Außerdem nahm der Verein an einem Wertungssingen in Eschbach teil. Ende November wurde ein Familienabend gehalten, zu dem alle eingeladen wurden, die bei dem Fest geholfen hatten. Im Januar 1929 veranstaltete der Chor ein Konzert, welches gut besucht war.

In der Generalversammlung am 8. Januar 1930 wurde Emil Maurer zum 1. Vorsitzenden gewählt. In dieser Versammlung beschloss man unter anderem, einen Gemischten Chor zu gründen. Doch dazu kam es dann leider nicht mehr. Durch die Arbeitslosigkeit und die politischen Ereignisse kam nach 1931 wie überall das Vereinsleben völlig zum Erliegen.

Nach 16jähriger Pause fanden sich Ende Dezember 1947 etwa 30 Sangesfreunde in der Gastwirtschaft Brand ein, um den Gesang wieder aufleben zu lassen. Bald darauf, nämlich am 23. Januar 1948 fand die erste Gesangstunde mit dem damaligen Chorleiter, Lehrer Adolf Müller aus Emmershausen, statt. Als Vorsitzender wurde einstimmig der schon am 8. Januar 1930 gewählte Emil Maurer wieder bestätigt. Am 8. Mai 1948 wurde der erste Kameradschaftsabend gehalten, an dem auch die Frauen teilnahmen. Ende 1948 verlor der Verein einen seiner jüngsten und besten Sänger. Durch einen tragischen Autounfall kam Herbert Maurer am 13. Dezember 1948 ums Leben. Sein jäher Tod hinterließ im Chor eine schmerzliche Lücke. Im Jahre 1949 wurde Georg Langenbächer vorübergehend zum 1. Vorsitzenden gewählt, Emil Maurer hatte nach dem Tod seines Sohnes das Amt nieder gelegt.

Auf allgemeinen Wunsch übte der Verein das Theaterstück „Der Meineidbauer“ ein. Dieses Stück gelangte am 5. Und 6. Februar 1949 in Laubach und am 20. Februar in Emmershausen zur Aufführung und erbrachte neben dem finanziellen Erfolg allgemeine Anerkennung für die guten Leistungen der Laienspielschar. Durch den schlechten Gesangstundenbesuch im Sommer wurden seinerzeit die Probestunden auf Sonntagmorgen verlegt. Am 10. Juli 1949 erwarb man von der Firma Schaaf, Ffm. Ein Klavier zum Preis von 650,- DM. Ende Juli musste in der Monatsversammlung zur Neuwahl eines Vorsitzenden geschritten werden, da Georg Langenbächer sein Amt niederlegte. Auf allgemeinen Wunsch wurde Emil Maurer erneut 1. Vorsitzender.

Aus Anlaß des 85jährigen Bestehens wurde am 5. September 1949 ein Liedertag mit anschließendem gemütlichem Beisammensein abgehalten, zu dem sich sechs Vereine einfanden. Durch den schlechten Gesangstundenbesuch hatte man ab Januar 1950 die Frauen hinzu gezogen, um einen Gemischten Chor zu bilden. Diesen dirigierte dann anstelle von Adolf Müller, der sich lange Jahre hindurch große Verdienste um den Laubacher Chor und das deutsche Lied erwarb, Lehrer Stöcker aus Wilhelmsdorf. Sein Debüt gab der Gemischte Chor auf Einladung von Wilhelmsdorf hin, in Hundstadt. Aber schon Mitte Juli 1950 wurde Lehrer Stöcker nach Wiesbaden versetzt. Nun leitete Erich Maurer den Laubacher Gesangverein. In einem Chorkonzert am 25. Dezember 1950 stellte sich der neue Chorleiter den Laubacher Zuhörern vor und brillierte mit einigen Klaviersoli. Im Jahre 1951 musste wegen Maul- und Klauenseuche ein geplanter Konzertabend ausfallen. 1952 machte der Verein einen Gegenbesuch in Bergen-Enkheim. Am 9. Mai 1952 wurde die letzte Gesangstunde unter Chorleiter Erich Maurer gehalten. Die Bemühungen um einen neuen Chorleiter waren schließlich erfolgreich. Der gemischte Chor konnte Artur Büches aus Anspach gewinnen. Gar manch schöner Erfolg konnte in der Folgezeit verbucht werden. Im Dezember 1952 wurde erstmals unter dem neuen Chorleiter ein Konzert veranstaltet. Die Schubert – Messe fand unter den zum Teil kritischen Zuhörern ebenso großen Anklang, wie die Darbietungen der Kapelle Büches, Anspach.

Am 8. September 1953 verlor der Verein abermals eines seiner jüngsten Mitglieder. Edwin Brand verschied nach schwerer Krankheit im blühenden Alter von erst 19 Jahren. Im Oktober 1953 konnte der Vorsitzende der Kreissängergruppe Usingen Willi Müller, Ehrungen für einige aktive Mitglieder vornehmen. Für 30 Jahre und darüber aktives Singen wurden Willi Uhrig, Wilh. Schmidt, Georg Langenbächer, Otto Hofmann, Albert Euler und August Bangert, sowie der langjährige Vorsitzende Emil Maurer geehrt. Karl Knörr, wurde für 25 Jahre aktives Singen ausgezeichnet.

Das Jahr 1954 war wiederum für den Chor ein Trauerjahr. Am 18. Oktober verschied das Vorstandsmitglied, die aktive Sängerin Berta Ruß. Sie war eine treue und vorbildliche Sängerin, an die sich heute noch jeder gern erinnert. – Neben vielen Liedertagen, Chorkonzerten, Wertungssingen und anderen Festlichkeiten in den letzten Jahren nahm man am 4. Dezember 1955 an der Einweihung des im Kreis Usingen erstgebauten Laubacher Dorfgemeinschaftshauses teil, zu der sich viele Prominente aus Usingen und Wiesbaden eingefunden hatten.

Im April 1956 wurde durch die Initiative von Lehrer Fritz nach langjähriger Pause wieder ein Theaterabend veranstaltet, der in seiner Wiederholung in Altweilnau ebenso großen Anklang fand wie in Laubach selbst. Noch im selben Jahr, am 29. Oktober, hatten die Sängerinnen und Sänger einen weiteren schmerzlichen Verlust zu beklagen. Unser II. Vorsitzender Lehrer Willi Fritz verstarb plötzlich und für uns alle unerwartet nach schwerer Krankheit im Alter von 42 Jahren. Er war mit Leib und Seele dem Gesang zugetan. Nicht nur der Gesangverein, sondern alle Laubacher, einschließlich der Schulkinder begleiteten ihn auf seinem letzten Weg zum Friedhof seines Heimatortes Westerfeld.

In den Jahren 1957, 1958 und 1959 folgten weitere Lieder- und Theaterabende. Dabei war die im letzten Jahr gebotene Komödie von Mlière „Der eingebildete Kranke“, die an die Laienspielschar größte Anforderungen stellte, zweifellos ein Höhepunkt. Dass Diese so schwer zu spielende Stück ebenso gut gelungen war, wie die heiteren Lustspiele der Jahre zuvor, verdankt der Verein einem einzigen Manne: dem Laubacher Mitbürger Philipp Metzger. Trotz seines hohen Alters verstand er es meisterhaft, Regie zu führen. Mit seiner reichen Erfahrung und in seiner bescheidenen, ruhigen und zuvorkommenden Art hatte er nicht nur den Gesangverein, sondern alle Laubacher auf seiner Seite. In den weiteren Jahren wurden Chorkonzerte und Liedertage abgehalten; ein weiteres Kirchenkonzert in Grävenwiesbach konnte ebenfalls als Erfolg gewertet werden. In Anbetracht des 100jährigen Jubiläums wurden in letzter Zeit viele Feste besucht, um dann ebenfalls regen Zuspruch zu haben.

In der Jahreshauptversammlung vom 31. Januar 1964 legte der langjährige Vorsitzende Emil Maurer sein Amt aus Altersgründen nieder. Für ihn wählte die Versammlung einstimmig Dieter Wauch. Der 23. September 1964 war ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Hier wurde unser ehemaliger langjähriger 1. Vorsitzender 65 Jahre alt. Dies nahm der Gemischte Chor zum Anlass, ihn in Anbetracht seiner großen Verdienste, die er sich in fast 35jähriger Tätigkeit als Vorsitzender erworben hatte, zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen. Nachdem der Chor in Gegenwart vom Kreisvorsitzenden Willi Müller an seinem Haus gesungen hatte, überreichte Dieter Wauch die Ernennungsurkunde und würdigte nochmals die jahrelange, oft undankbare Arbeit. Dabei betonte er, dass Emil Maurer außerdem schon seit seinem 18. Lebensjahr aktiver Sänger sei. Auch der Kreisvorsitzende Willi Müller betonte in Dankesworten, dass diese Ehrung einen der würdigsten Sänger des Sängerkreises Usingen erreiche. Im Namen der Kreissängergruppe Usingen überreichte er dem Jubilar ebenfalls eine Urkunde. Chorleiter Arthur Büches unterstrich ebenso die Verdienste des neuen Ehrenvorsitzenden und hob die jahrelange gute Zusammenarbeit besonders hervor.

1965 feierte der Gesangverein seinen 100. Geburtstag und am 12. März 1971 wurde der Kinderchor mit 52 Aktiven gegründet. Nach 25 Jahren dirigierte am 30 März 1976 Artur Büches seine letzte Gesangsstunde und am 25 April 1976 übernahm Bernward Bruchhäuser sein Amt. 1990 feierte man das 125jährige Vereinsjubiläum und am 19. und 20. Oktober 1996 feierte der Kinderchor sein 25. Geburtstag mit dem Auftritt der Ehemaligen, die dann am 28. Oktober 1996 den "Jungen Chor" ins Leben riefen.

Am 30.8.2004 wurden die Laubfrösche gegründet.

Festdamen von 1928

von links nach rechts; hintere Reihe: Emma Uhrig, geb Wissig; Anna Knör, geb. Veith; Lina Uhrig; Emma Herr, geb. Fritz; Hilda Klein; Martha Moses, geb. Lauhnhardt; Elvira Ohly; Luise Dietrich, geb. Maurer; Martha Egli; Elsa Maurer, geb. Pauly: Berta Moses, geb. Ruß; Lisette Uhrig

mittlere Reihe: Elsa Enders, geb. Usinger; Frieda Knörr; Lina Bettner, geb. Maurer

vordere Reihe: Erna Dittmann, geb. Usinger; Hedwig Buschke, geb. Bender; Else Bangert; Elli Herchen, geb. Moses; Anna Egli; Elsa Schmidt

Fahnenweihe - Spruch

Gesprochen bei der Einweihung der Sängerfahne zu Laubach am 14.Juli 1867

Es nehme´ zu allen Zeiten,
Der Sangesgott mit Freuden
Die Fahn´in seinen Schutz,
Dem Zahn der Zeit zum Trutz!

Voran soll sie uns wehen
Wenn wir zum Feste gehen;
Und in des Sängers Grab,
Beflort weh`sie hinab

Die Kunst, die sie erzeugt,
Mahnt, Daß Ihr nimmer weichet,
Ihr Freunde, vom Gesang,
Dem süßen Himmelsklang!

Der edlen Kunst zu plegen,
O, Sänger, welch´ein Segen!
Auf schwöret heute frei:
Die Fahne bleib´ ich treu!

Weiß glänzt es Euch entgegen
Das Banner auf den Wegen;
Wie strahlt der Reinheit Kleid,
Die Gott und Engel freut!

Mit aller Stimm´ und Zungen
Werd´s Reine d´rum besungen;
Was schön ist, gut und wahr,
Das preis´ die Stimme klar!

Winkt nicht auch Schwert und Leyer
Uns bei des Festes Feier?-
Das Land, das Dich ernährt,
O Sänger, halt´ es werth!

Wach durch die Nacht der Töne
Ruf´ seine treuen Söhne;
Entflamm´ die Heldenschaar
Zum Muth, - naht ihm Gefahr!

Uns Alle, die da kamen,
Schaut auf den theuren Namen!
Die Hand auf´s Herz gelegt,
Wer diese Fahne trägt:

Wir schwören Lieb´ und Treu
Dem Könige auf´s Neue;
Dem treuen Vaterland
Ihm weih´n wir Herz und Hand!

Und Lieb´ soll uns verbinden
Das will das Roth verkünden;
Auf, schwört mit Herz und Mund:
Wir sind ein Brüderbund

Mit goldnem Schmuck umkränzet
Ist´s Fahnentuch, wie glänzet
Er in dem Sonnenlicht,
Wie laut er zu uns spricht:

Dich, Sänger, schmuck´ die Tugend
Im Alter, in der Jugend;
Auf ewig bleib´ ihr hold;
Die Tugend glänzt wie Gold!

Der Stern auf weißen Grunde,
der mahnt zur jeder Stunde:
Hoch singt von Lieb´ durchglüht
Dem Herrn ein neues Lied!

So laßt die Fahne wehen,
Uns, was sie spricht, verstehen;
Steht zu ihr treu und fest:
Fluch, wer die Fahn´ verläßt!

(Lehrer A. Rossel)