Kirchliche Verhältnisse

(aus der Festschrift zur 600 Jahrfeier)

Wie schon in anderen Abschnitt angedeutet worden ist, war Laubach auch kirchlich zweigeteilt. Die "Kirchspieler Seite" pfarrte ins Kirchspiel Grävenwiesbach, die "Stockheimer Seite" gehörte in die Pfarrei Merzhausen. Doch waren diese Verhältnisse den Bewohnern Laubachs nicht angenehm, wie aus mancherlei Unterlagen hervorgeht. Besonders Merzhausen lag zum Besuch des Gottesdienstes zu weit ab. So wollten die Laubacher von der "Stockheimer Seite" von 1669 ab, als in Niederlauken eine Pfarrei eingerichtet wurde, gern ihren Kirchgang dorthin nehmen, da der Weg ja nicht so weit war. Doch damit war der Pfarrer zu Merzhausen nicht einverstanden. So melden die Laubacher um das Jahr 1684, dass der früher Pfarrherr zu Merzhausen, Herr Dienstbach, mit ihrem Kirchenbesuche in Niederlauken einverstanden gewesen sei. Der neue Pfarrer, Herr Cellarius, will die Laubacher in Kirchenstrafe nehmen, wenn sie nicht am Samstag (!) zur Beichte nach Merzhausen kommen und ihre Kinder nicht dorthin zur Christenlehre schicken. Vier Jahre später schreibt Cellarius an die Obrigkeit: "... Die Laubacher wollen aber lieber bei der alten bösen Gewohnheit bleiben (nach Niederlauken in die Kirche zu gehen) und kein Müh haben, sondern nach aller Lust fein sanft leben, als ihren armen Seelen Vorstehen..." Doch die Regierung zu Usingen stellte sich auf die Seite der Untertanen und erlaubte ihnen, dass sie weiter die Kirche in Niederlauken besuchen durften. Sie brauchten auch keine Kirchenstrafe zu zahlen.

Schon 1701 tauchte der Wunsch auf, dass ganz Laubach nach Grävenwiesbach eingepfarrt werden möge. Doch erst mit der Kirchenorganisation des Jahres 1818 kam ganz Laubach, wie es auch heute noch ist, an die Kirche nach Grävenwiesbach.

Bisher unbekannt ist wohl auch die Tatsache, dass Laubach früher eine eigene Kapelle hatte. Nach einem Bericht aus dem Jahre 1810 soll sie schon in "katholischer Zeit", also vor der Reformation, die man in unserer Gegend in das Jahr 1526 setzen kann, gestanden haben. Im Jahre 1659 taucht sie zum ersten Male in der Überlieferung auf, als die Gemeinde Laubach wegen eines Kelches in dieser Kapelle klagte. 1662 wird durch den Pfarrer von Grävenwiesbach für den verstorbenen Pfarrer zu Merzhausen in dieser Kapelle auf der "Kirchspieler Seite" ein Brautpaar getraut. Aus dem Jahre 1666 hört man, dass das Gotteshäuschen renoviert werden muss. 1668 wurde das Gebäude neu mit Stroh gedeckt, 1675 erneuerte man das Turmdach. Auch 1725 wurde wieder am Kirchlein ausgebessert. Aus dem Jahre 1739 kennen wir sogar das Aussehen der Kapelle. Sie war so reparaturbedürftig geworden, dass man keine Hochzeit- und Leichenpredigt mehr in ihr abhalten konnte. Ein Usinger Handwerker zeichnete einen Riss des 30 mal 22 Schuh großen Gebäudes, das in Fachwerkbauweise mit einem Dachreiter, in dem die Glocke hing, errichtet war. Dieser Riss des Gebäudes ist noch vorhanden und dürfte damit das älteste Bild eines Laubacher Gebäudes sein. Als man aber den Kostenvoranschlag in Höhe von 300 Gulden in Laubach erfuhr, wartete die Gemeinde doch lieber mit der Reparatur. 1742 wurde vorgeschlagen, eine neue Kapelle zu bauen. Doch auch daraus wurde nichts. Im Jahre 1810 kaufte die Gemeinde Laubach das Kirchlein zum Abbruch für 47 Gulden. Mit dem in Grävenwiesbach vorhandenen Kapellenfonds von 120 Gulden und mit diesen 47 Gulden wurde der Kirchturm an der Kirchspielkirche zu Grävenwiesbach renoviert. Die 40 Pfund schwere Glocke aus dem Gotteshäuschen, die auch zum Zusammenrufen der Gemeinde gedient hatte, wurde im Schulhause aufgehängt.

Bild Oben: Konfirmation 1949

Bild Oben: Konfirmation 1918