Die Schule

(aus der Festschrift zur 600 Jahrfeier)

Aus der aufgezeigten politischen und kirchlichen Trennung ergab sich auch die schulische Teilung: Die Kinder der "Kirchspieler Seite" gingen seit der, wohl nach der Reformation erfolgten Errichtung der Kirchspielschule nach Grävenwiesbach, die von der "Stockheimer Seite" besuchten den Unterricht in Merzhausen. Ab 1669 schickten die Laubacher stockheimerseits ihre Kinder nach Niederlauken zum dortigen Kaplan in die Schule. Einige Jahre später, ab 1685, nahmen die Kinder der "Kirchspieler Seite" ihren Schulweg nach Heinzenberg. Es gab aber immer wieder Unzuträglichkeiten. So erfahren wir schon aus dem Jahr 1701, dass die Laubacher einen eigenen Schuldiener halten wollten. Doch dieser Plan konnte zunächst noch nicht verwirklicht werden, weil sich die beiden Dorfseiten nicht zu einigen vermochten. Erst 20 Jahre später war es so weit: Im Jahre 1721 zog mit Johannes Weigl, einem Schulmeistersohn aus Langenbach, der erste Lehrer ins Dörfchen ein. Es ist noch nicht ersichtlich, ob auch die Kinder der "Kirchspieler Seite" gleich diesen auf der "Stockheimer Seite" amtierenden Lehrer aufsuchten. Die Schulverhältnisse waren jedenfalls nicht gut. Die Besoldung des Lehrers war gering, er musste "auf die Reihe" zum essen gehen, es war kein eigenes Schulhaus da. Nur in den Wintermonaten wurde unterrichtet. Die Ausbildung der Lehrer war schlecht. Meist waren es Lehrersöhne, die die Kunst des Schulehaltens ihren Vätern abgeguckt hatten und vielfach nebenher noch ein Handwerk betrieben, denn sonst hätten sie nicht genug zum Lebensunterhalt gehabt. Allerdings besaßen sie die "Personenfreiheit" und brauchten somit keine Frondienste zu leisten.

Aus dem Jahre 1751 hören wir, dass auch Kinder von der Gemündener "Kirchspieler Seite" nach Laubach in die Schule kamen. Vom 10.1.1752 bis zum 21.2.1752 ergab sich das Kuriosum, dass nach dem plötzlichen Tode seines Vaters, der als Lehrer in Laubach amtiert hatte, der nur 14 Jahre und 10 Monate alte Johann Conrad Wölfinger in Laubach Schule hielt.

Erst 62 Jahre nach dem Einzug des ersten Schulmeisters ins Dorf erbaute Laubach im Jahre 1783 eine eigene Schule. Kurz vor dieser Zeit war der letzte Dingschullehrer in Gemünden gestorben, so dass dort der Schulunterricht ausfiel, da man für ihn keinen Ersatz fand. So entschlossen sich Laubach und Gemünden nach langen Verhandlungen, ein gemeinsames Schulhaus in Laubach zu bauen, zu dem Laubach zwei Drittel und Gemünden ein Drittel der Kosten zahlte. Dieses Gebäude stand an der gleichen Stelle wie die heutige Schule und war 28 Schuh lang, 22 Schuh breit und 16 Schuh hoch. Im Untergeschoss befand sich das Schulzimmer mit einem Flur, oben war die kleine Lehrerwohnung. Seit dem Tage der Einweihung diese Gebäudes, ab dem 25. Juli 1783, hatte Laubach eine ständige feste Schule, die 1796 noch einmal ausdrücklich als Ganzjahresschule bezeichnet und nur noch mit seminaristisch gebildeteten Lehrern besetzt wurde.

Dieses Bild ist über 100 Jahre alt (Hofeingang Schule)

Ab 1819 wurde im Dorf eine sogenannte Industrieschule eingerichtet, die zunächst von der Lehrersfrau und später von Frauen aus dem Dorf versehen wurde. Wir sprechen heute vom Handarbeitsunterricht. Im Jahre 1839 erbaute sich Gemünden eine eigene Schule und Kirche. Der Schulverband zwischen den beiden Nachbardörfern, der 56 Jahre bestanden hatte, wurde aufgelöst. In diesen Jahren des Schulverbandes besuchten 70 bis 90 Kinder die Schule in Laubach. Bei der Aufteilung 1839 waren es 46 Laubacher Kinder, die nun allein in der eigenen Schule blieben.

Schulklasse von 1899

Das alte Schulhaus entsprach aber bald nicht mehr den Anforderungen. Nach der Grundsteinlegung am 1.7.1864 konnte am 27.August 1865 die feierliche Einweihung des neuen, heute noch stehenden, Schulhauses begangen werden. Kurz zuvor, im Januar 1865, war der Gesangverein gegründet worden. Wir können annehmen, dass sein erstes Auftreten in der Öffentlichkeit mit dem Liede "Danket dem Herren" bei der Schuleinweihung erfolgte. Schulinspektor Zickendraht hielt die Einweihungsrede, Lehrer Rossel nahm den Schlüssel des neuen Hauses entgegen. 1889 erneuerte man den Turm der Schule, kaufte eine Uhr vom Uhrmacher Kötter aus Usingen für 650 Mark und eine neue Glocke bei der Firma Rincker in Sinn für 698,48 Mark.

Vertrag über die Lieferung einer neuen Glocke für die Gemeinde Laubach

Zwischen der Gemeinde Laubach und dem Glockengießer F. W. Rinker zu Sinn wurde heute folgender Vertrag, die Lieferung einer neuen Glocke betr. abgeschlossen.

  1. Die Gemeinde Laubach bei Usingen beabsichtigt eine neue Glocke anzuschaffen, da die alte Glocke auf der Schule für ihren Zweck zu klein ist, so wünscht die Gemeinde eine größere Glocke, welche den Ton b angibt; dieselbe erhielt bei einem Durchmesser von 0,795 Meter ein Gewicht von Ca. 290 kg.
  2. Rincker verpflichtet sich diese neue Glocke aus Metall (78 Theile besten Kupfers und 22 Theilen feinstem Zinn) zu liefern, franco Station Aumenau zu 2,40 Mark pro kg (zwei Mark und vierzig Pfg. per Kilo) und den entsprechenden Beschlag zu dieser Glocke zu 50 Mark (Fünfzig). Derselbe besteht aus Joch von bestem Eichenholz, Zapfen und Pfannen von Schmiedeeisen gut verstählt und gehärtet nebst den nötigen Schraubenbändern, starker Mittelschraube nebst Aufhängvorrichtung für den Klöppel, Klöppel mit Riemen und Schrauben, Schwengel nebst Schwengeleisen.
  3. Die neue Glocke wird eingerichtet, daß dieselbe im Joch mit Leichtigkeit gedreht werden kann, ohne aus den Lagern gehoben werden zu müssen.
  4. Das Aufhängen geschieht unter Leitung und auf Gefahr des Accordanten, jedoch hat die Gemeinde nöthige Hilfe zu stellen. Auch leiht Rincker seinen Flaschenzug zum Aufhängen der neuen Glocke unentgeldlich her, jedoch hat ihn die Gemeinde auf ihre Kosten baldigst nach Station Aumenau zu bringen.
  5. Für Güte und Haltbarkeit seiner sämmtlichen Arbeit leistet Rincker eine zweijährige Garantie, vorausgestzt, das die Glocke im Thurm frei schwingen kann, ohne an Holz oder Eisenwerk zu schlagen.
  6. Für Inschriften und gewöhnliche Verziehrungen wird nichts vergütet.
  7. Liefertermin wird auf 1.Juni dieses Jahres fesgestzt.
  8. Zahlung erfolgt gleich nach gut bestandenem Probeläuten, welches gleich nach dem Aufhängen vorzunehmen ist, anderenfalls bis zum 15. Juli dieses Jahres
  9. Vertragsstempelkosten trägt Accordant

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben

Die Gemeinde: Im Auftrag der Bürgermeister; Die Vorsteher: Klein, Butz, Maurer; Der Glockengießer: F. W. Rincker

Die Glocke wurde am 20. Juli 1889 bar bezahlt, an Rincker = 698,48 Mark.

Für den Fuhrlohn von Aumenau nach Laubach bekam Konrad Bangert 5,50 Mark.

Diese Glocke die 1889 in der alten Schule aufgehängt wurde, mußte vermutlich im ersten Weltkrieg eingeschmolzen werden, da sie nicht mehr vorhanden ist. Die Glocke die zur Zeit (2008) in der Schule hängt trägt die Aufschrifft 1917.

Bild oben: Schulbild von 1915-1917

Schulbild von 1928

Bild oben: Schulbild von 1928
(Bild vergrößert mit sämtlichen Namen)

Schulbild von 1931

Schulbild von 1931
(Bild vergrößert mit sämtlichen Namen)


ca. 1933 Sportunterricht - Baden im Laubach
(Bild vergrößert mit sämtlichen Namen)


Bild oben von 1935-36: Lehrer Rebholz und seine Mandolienegruppe
vordere Reihe von links nach rechts:Helmut Bangert, Thea Brandt, Herbert Maurer, Irma Rühl, Ilse Rühl, Hannelore Hofmann (Lorche)
2. Reihe:Irmgard Sohr, Gertrud Schäfer, Lili Rühl, Gerda Butz, Ilse Born, Irmgard Fritz, Erna Stahl, Irmgard Schlott, Waltraud Langenbächer, Emma Sohr, Elisabeth Stamm, Irmgard Bangert
3.Reihe:Otto Maurer, Erwin Moses, Erwin Born, Elli Launhardt, Gertrud Rühl, Helmut Maurer, Friedel Pauly, Erika Sohr, Emmi Datz und Lehrer Rebholz
4.Reihe:Walter Moses, Gerhard Stamm, Kurt Etzel, Herbert Moses, Rudi Datz, Alfred Bangert, Helmut Euler, Helmut Rühl, Lydia Langenbächer, Wilfried Stamm, Elfriede Schlott, Erwin Butz, Willi Schlott und Erich Pauly

In der Schule in Laubach amtierten in nunmehr 244 Jahren folgende Lehrer ( die in Klammern gesetzten Jahreszahlen sind erschlossen, sie können nicht belegt werden.

Weigel
Johannes
1721-(1726)
Schlosser
Philipp Conrad
1726-1731
Börner
Christoph Friedrich Wilhelm
1731-1734
Wölfinger
Johann Georg
1734-1751
Wölfinger
Johann Conrad
1752
Joch
Johann Martin
1752-1756
Og
Philipp Heinrich
1756-(1765)
Groß
Carl Ludwig
1765-(1766)
Chun
?
1767-1772
Alberti
Johann Ludwig
1772-(1776)
Alberti
Georg Ludwig
1776-1796
Groß
Johann Wilhelm
1796-1797
Baum
Johann Conrad
1797-1799
Börner
Johann Christian
1799-1801
Seliger
Benjamin
1801-1802
Schmidt
Johann Ludwig
1802-1808
Alberti
Johann Philipp
1808-1813
Wagner
Christian
1813-1815
Alberti
Johann Heinrich Friedrich
1815-1818
Schneider
Johann Christian
1819-1835
Schneider
Karl
1835-1837
Schmidt
Philipp Karl
1837-1843
Link
Ludwig
1842-1850
Göbel
Gustav
1850-1855
Höhn
Philipp
1855-1861
Ludwig
Johann
1861-1864
Rossel
Adam
1864-1870
Haas
A.
1870-1871
Ketter
Friedrich Wilhelm
1872-1880
Hahn
Jakob
1880-1882
Achtstein
Jakob
1882-1893
Jung
Robert
1893-1898
Bender
Karl Walter
1899-1903
Zilm
Friedrich
1903-1908
Philipp
1908-1914
1914-1916 Vertretungen aus Heinzenberg, Naunstadt, Hundstadt, Mönstadt und Niederlauken
Schäfer
Karl
1916-1920
Blum
Christian
1920-1922
Rüdiger
Fritz
1922-1928
Knapp
Willi
1928-1936
Rebholz
Johann
1936-1937
Klein
W.
1937-1940
1940-1944 Vertretungen aus Naunstadt, Heinzenberg und Gemünden
Fräulein Zilm
?
1944-1945
Fräulein Leitner
?
1945
Fritz, Willi, dazu als Leiter Lehrer Polk
1946-1956
Vertretungen aus Naunstadt und Gemünden
1956
Fräulein Reuter
?
1956-1957
Scherzer
?
1957
Grunow
?
1957-1958
Krey
Willi
23.4.1958-Juli1967

Im Juli 1967 wurde die Schule aufgelöst. Die Grundschüler wurden zunachst in Niederlauken, später in Rod an der Weil unterrichtet. Heute gehen die Grundschüler nach Grävenwiesbach. Die Kinder ab der 5. Klasse besuchten ab 1967 den Unterricht in Riedelbach. Heute können sie die Schulen selbst bestimmen.

Bild oben: Rosi Hellmann, Ingrid Hoheisel, Helga Wauch und Giesela Wauch mit Lehrer Polt

Bild oben: Schulbild von 1949 mit Lehrer Fritz

Bild oben: linke Schulklassenhälfte mit Lehrer Fritz

Bild Oben: rechte Schulklassenhälfte mit Lehrer Fritz

Bild oben: Lehrer Scherzer

links nach rechts: Volker Bulhmann, Jürgen Schubert, Reinhold Pauly, Irma Welker,

vordere Reihe: Karin Gockel, Roswitha Schmidt, Ursula Launhardt

Bild oben: Einschulung mit Lehrer Scherzer

Einschulung 1952

Einschulung 1953

Bild oben: letztes Schulbild in Laubach 1966
(Bild vergrößert mit sämtlichen Namen)